Operation Bahnhofsvorplatz gelungen?
Einige Ergebnisse der Bürgerwerkstatt wurden in einem erfolgreichen Architektenwettbewerb berücksichtigt. Dennoch ist kein überzeugendes Verkehrskonzept in Sicht und die Auswirkung des Architektenentwurfs auf die Südüberbauung und den ZOB ist noch unklar.
Aufgrund des kurz vor seinem Abschluss stehenden Architektenwettbewerbs, lud der Verein Zukunftsfähiges Bonn Frau Ilse Wolf von der Bürgerinitiative Pro Bahnhofsvorplatz zu seinem Runden Tisch am 17. März 2009 ein.
Frau Ilse Wolf
Zu Beginn des Vortrags setzte Frau Wolf ihre Zuhörer darüber in Kenntnis, wie sie die Problematik des Bahnhofsvorplatzes als Bonner Bürgerin seit den 1960`er Jahren verfolgt hat. 1969 wurde die Kaiserhalle abgerissen und 1976 die Südüberbauung gebaut. Es folgten zahllose Investoren und Planungen die niemals realisiert wurden. 2004 sahen die städtischen Planer einen Investor vor, der den gesamten Bereich vor dem Hauptbahnhof massiv überbauen wollte. Daraufhin bildete sich ein Bürgerbegehren, das den sofortigen Stopp dieser Planungen und eine neue öffentliche Ausschreibung der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes forderte. Über 22.000 Unterschriften kamen in kurzer Zeit zusammen.
Dies führte dazu, dass die Planung tatsächlich gestoppt wurde. Die Stadt richtete eine aufwändige Bürgerwerkstatt aus, bei der die Bonner Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen und Meinungen zum Bahnhofsvorplatz einbrachten. Mehr als 400 Vorschläge und Ideen wurden dabei gesammelt.
Aktuell ist ein Architektenwettbewerb durchgeführt worden und eine Jury aus Fachleuten, Vertretern der Politik, der Verwaltung und Bürgerschaft wählte aus 28 Vorschlägen aus. Auch Professor Günther Bergerhoff vom Verein Pro Bahnhofsvorplatz nahm als beratendes Mitglied an der Jury teil. Eine Vorauswahl von vier Architektenentwürfen wurden am 27. Januar 2009 den Bürgern vorgestellt. Die Bürger hatten dabei die Möglichkeit Änderungsvorschläge in die Überarbeitung der Entwürfe einfließen zu lassen.
Seit dem 25.03.09 ist der städtebauliche Wettbewerb für den Bahnhofsbereich entschieden. Der Kölner Architekt Stefan Schmitz konnte mit seinem Konzept die Jury überzeugen. Vor dem Bahnhof wird ein Platz entstehen, so dass der Übergang vom Bahnhof zur Stadt attraktiver gestaltet ist. Auf dem Kaiserplatz sollen neue Gebäude entstehen, während der Busbahnhof und die Südüberbauung verkleinert werden.
Das die Planungskompetenz bei der Stadt verbleibet, war ein wesentliches Ergebnis der Bürgerwerkstatt und dem wird mit dieser Vorgehensweise auch entsprochen.
Auch viele Vorschläge zur Gestaltung der Bebauung sind in dem Architektenentwurf enthalten, sowie der gewünschte Freiraum vor dem Bahnhof.
Allerdings ist die zentrale Forderung nach einem Verkehrskonzept, das alle Verkehrsteilnehmer einschließt noch unberücksichtigt. Frau Wolf gab auch zu bedenken, dass eine Verkleinerung des Busbahnhofes laut den betroffenen Busfahrern nahezu unmöglich sein dürfte. Aufgrund des Platzmangels besteht die Gefahr, dass dann verschiedene Buslinien nicht mehr über den Bahnhof geleitet werden können.
Ob die Ideen des Architekten für den verkleinerten Neubau der Südüberbauung mit den Anforderungen des Investors in Einklang zu bringen sind ist noch offen. Frau Wolf befürchtet eine neue mindestens vierstöckige Bebauung mit zu geringen Abständen zur Bahnhofstraße und Poststraße. Diese Art der Bebauung wird vom Verein Pro Bahnhofsvorplatz nicht befürwortet.
Die Diskussion um den Bahnhofsvorplatz ist sicher einen guten Schritt weiter. Dennoch ist es wichtig, dass das weitere Vorgehen der Stadt kritisch beleuchtet wird um sicherzustellen, dass alle Ergebnisse der Bürgerwerkstatt tatsächlich umgesetzt werden. Die Bürgerinitiative Pro Bahnhofsvorplatz und der Verein Zukunftsfähiges Bonn verfolgen dabei die gleichen Ziele.
Text: Ursula Buhr; Foto: Barbara Kloep